Es würde eine radikale Umstellung für unser Denken geschehen, wenn wir einmal daran glaubten, dass Gott genau das tun kann, worum wir bitten. Wie oft denken wir: Ich kann doch Gott nicht mit diesen Kleinigkeiten belästigen?!; oder hegen in unserem Herzen Zweifel, ob Gott das wirklich tun kann! Darum unterlassen wir dann das Bitten. Die Bibel sagt: Bittet etwas von Gott. »Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet!« (Jakobus 4,3) Paulus rechnete damit, dass Gott uns segnen kann und sich danach sehnt, es zu tun. Er blieb in seinem Gebet nicht beim Erbitten stehen, sondern ging weiter. Uns ergeht es doch so: Wir können uns deutlich mehr vorstellen, als wir uns zu bitten trauen.
Selbst da machte Paulus nicht Halt: Gott kann nicht nur handeln, was wir erbitten / uns vorstellen, Er kann viel mehr! Stimmt das? Ist das eine Überspanntheit? Ja und nein. Paulus wollte, dass die Leser seines Gebetes den Punkt verstehen und fügte deshalb die größtmögliche Steigerungsform hinzu: Gott kann über alle Massen hinaus tun, als wir bitten oder verstehen!
Die Frage, die wir stellen müssen, heißt nicht: ''Wie viel kann Gott denn eigentlich tun?'', sondern vielmehr: ''Wie viel können wir uns vorstellen?'' Die Bibel ruft gewiss nicht dazu auf, in einer Fantasiewelt zu leben. Nirgendwo wird versichert, dass Gott jede unserer Bitten einfach bedingungslos erfüllt. Sofort nach seinem Satz: »Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet, « fügt Jakobus hinzu. »Wenn ihr freilich Gott nur darum bittet, um eure selbstsüchtigen Wünsche zu erfüllen, wird er euch nichts geben!« (Jakobus 4, 2b.3). Da ist jemand ''sauer'' auf Gott, weil die Bezahlung mit dem Führerschein nicht so läuft, wie er es sich vorstellt. In der Firma kommen die Aufträge nicht so ein, dass immer alle LKW's unterwegs sind und womöglich noch Umwege fahren müssen. Unsere Bitten an Gott dürfen nicht in egoistischem Verlangen ihre Wurzeln haben, sondern sollten von selbstloser Sehnsucht geprägt sein, Gott zu verherrlichen: »Dein Reich soll kommen! Dein Wille soll geschehen!« Wie viel von dem, was wir erbitten, uns vorstellen, wurzelt letztlich in irgendeiner Form von selbstsüchtigem Verlangen; nach Reichtum, Ehre oder dem Sehnen nach Anerkennung?
Paulus sagt in seinem Gebet, dass es um die Ehre Gottes geht. »Gott kann über alle Maßen hinaus mehr tun, als wir erbitten oder verstehen, -damit- Ihm in der Gemeinde und in Jesus die Ehre sei.« Gott tut das Unvorstellbare, das Unmögliche wegen seiner Ehre! Es ist richtig, dass wir eine große Vorstellung und große Erwartungen haben dürfen; doch nicht, damit wir selbst, sondern dass Gott dabei groß raus kommt! Wir sollen die Fähigkeit entwickeln, uns vorstellen zu können, was Gott in unserem Leben und in unseren Gemeinden tun kann! In diesem Sinn wird Er dann über alle Massen hinaus tun und sein Reich in und durch uns verwirklichen!