Das ist eine ernüchternde Erfahrung als Christ, wenn man feststellen muss, daß es in einem drin noch Bereiche gibt, die finster sind. Daß unsere Seele Abgründe beinhaltet, die man kaum für möglich gehalten hat. In Psalm 42, 4-6 schreibt David: ''Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott? Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist''. Wenn es uns schlecht geht, fragen wir nicht selten danach, wo Gott denn ist? Wir begreifen nicht, warum wir als Christen auch traurig sind und verzagt, und an vielem plötzlich anfangen zu zweifeln, obwohl wir das doch nicht wirklich wollen? Der Glaube kämpft mit dem Pessimismus und man weiß nicht wohin es einen letztlich zieht? Wir sind angespannt, und fühlen uns von dem, was uns gerade begegnet, ziemlich provoziert und herausgefordert. Aber Glaube sollte etwas anderes sein als frommer Optimismus! Letzteres ist auf mich selbst gegründet, auf mein Durchhaltevermögen und meine charakterlichen Stärken die das in mir aufrecht erhalten sollen, was man ''Glaube'' nennt. Aber so funktioniert es nicht. Wenn wir schwach sind, sind wir stark (1. Samuel 2,4) und Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Korinther 12,9).
Gerade in solchen Krisenzeiten können wir erleben, daß der geschenkte Glaube (einen anderen gibt es nicht, denn Gott bewirkt den rettenden Glauben) ''mehr'' ist, als ein stures Festhalten an den biblischen Verheißungen, obwohl man sich doch einsam, elend und deprimiert fühlt. Aber es sind nicht meine Verheißungen, sondern sie gehören Gott. Der HERR ist unsere Stärke und er hält uns und nicht wir halten Gott. In Psalm 46, 2-6 lesen wir: ''Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer, bewährt in Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Erde umgekehrt wird und die Berge mitten ins Meer sinken, wenn auch seine Wasser wüten und schäumen und die Berge zittern vor seinem Ungestüm. Ein Strom mit seinen Bächen erfreut die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten. Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht''. Der Glaube hat immer das letzte Wort - Stimmungen kommen und gehen, aber Gott ist derselbe und mit ihm auch seine Verheißungen und Segnungen. Was uns seelisch belastet und anfeindet soll uns manchmal sogar unruhig werden lassen. Wir müssen nicht stark sein, wenn Gott uns unsere Schwächen zeigen will. Gott schickt nicht das Unglück, aber er kann es dazu benutzen uns näher zu ihm zu ziehen. Wir müssen nicht alles verstehen, aber wir dürfen darauf vertrauen, daß Gott den Weg und auch den Ausweg für mich weiß und kennt. Was wir brauchen ist Geduld - Jesaja 30,15: ''Vertraut mir, und habt Geduld, dann seid ihr stark!''.
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