Die Bibel gibt uns im Timotheusbrief Auskunft über drei Wesensmerkmale des Heiligen Geistes - Kraft, Liebe und Besonnenheit. Über Letzteres kann man sich vielleicht nichts Genaues vorstellen im Gegensatz zu Kraft und Liebe. Das griechische Substantiv von Besonnenheit (soprhosyne) bedeutet einfach soviel wie: vernünftig und verständig. Laut theologischem Begriffslexikon bedeutet es auch Selbstbeherrschung, Nüchternheit und Mäßigung. Paulus schreibt den Christen in Rom, daß sie nicht mehr von sich halten sollen, als es sich gebührt und daß sie maßvoll sein sollen (Römer 12,3). Vom Heiligen Geist, der in den Gläubigen wohnt, wird in Galater 5, 22-23 gesagt: ''Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit...''. Warum ist gerade Besonnenheit gefragt? Ich denke auch, weil wir Schutz und einen klaren Blick für die geistlichen Realitäten brauchen. Man kann sein Glaubensleben tatsächlich auch unnüchtern, überzogen, überheblich, oberflächlich, schwärmerisch, fanatisch, unreflektiert und hochmütig leben und definieren. Gerade in der jetzigen Zeit, merken wir besonders stark diese Unterschiedlichkeiten und Betonungen in den verschiedenen Zweigen der christlichen Kirchen und Gemeinden. Hier wird viel über Kraft und Liebe gepredigt, aber kaum über Besonnenheit. Das wird nicht selten einfach ausgeklammert, weil es dem Zeitgeist ein Dorn im Auge ist, und sich unpopulär anfühlt und anhört. Aber ist es nicht gerade das, was wir jetzt dringend brauchen? In 1. Petrus 5, 8-9 steht entsprechend: ''Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen''. Wir Christen brauchen diesen gemäßigten (und dadurch wachsamen) Geist, weil wir schwache Menschen sind.
Wir haben ''einen Schatz in irdenen Gefäßen'', und zwar aus dem Grund, ''damit die überschwengliche Kraft von Gott sei und nicht von uns'' (2. Korinther 4,7). Wie schnell maßen wir uns an über Gottes Geist verfügen zu können, wo wir doch oftmals nur elend, jämmerlich, arm blind und nackt sind (Offenbarung 3,17). Wer mit und durch den Heiligen Geist nicht das tut, was Gott will, ist hochmütig und überschätzt sich maßlos und wird entsprechend dann auch nur menschliche Werke hervorbringen, selbst dann, wenn er tatsächlich gläubig ist. Es gibt ein ''Maß des Glaubens'', was für jeden Christen gilt (Römer 12,3). Gott teilt seinen Geist, die einzelnen Gaben, immer nach seiner Gnade und seinem Willen aus. Diese sind wiederum auch niemals zum Selbstzweck gedacht, sondern für die Gemeinde zur Erbauung, Ermahnung, Prophetischer Rede, Lehre, Dienste der Barmherzigkeit oder um ein Amt auszuführen (Römer 12, 6-8). Gottes Geist und seine Kraft haben keine Grenzen (Johannes 3,14) und uns wird auch nichts vorenthalten, weil wirklich alles nach seinem Ratschluss bewirkt und umgesetzt wird (Epheser 1,11). Die Fülle des Geistes ist uns in Jesus Christus leibhaftig offenbart worden. ER ist der Mittelpunkt - ER steht für die Kraft und die Liebe (Johannes 1,16). Liebe ohne Kraft sind nur Worte und Kraft ohne Liebe wäre Willkür und beides ohne Besonnenheit wäre das Chaos. Gott teilt aus, ER hat Worte ewigen Lebens (Johannes 6,68) und Gott selbst ist das Maß aller Dinge und wacht über den Geist, den er uns gab - Jakobus 4, 5-7: ''Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen, und gibt umso reichlicher Gnade? Darum heißt es (Sprüche 3,34): »Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.« So seid nun Gott untertan''.
Bildquelle: http://www.pixelio.de