Was bleibt von dieser Geschichte hängen? Das Happy End? Das Heilungswunder? Die Jünger, die sich über eine aufdringliche Frau ärgern und sie loswerden wollen? Der Umstand, dass Jesus zuerst abwinkt? Der Hinweis auf die bevorzugte Behandlung der Juden als Volk Gottes? Die Hartnäckigkeit der Frau? Das Stichwort ''Hund''? Eine einfache Geschichte aus dem Alltag und doch trägt sie viele Aspekte in sich.
Jesus will sich mit seinen Jüngern zurückziehen. Eine anstrengende Zeit liegt hinter ihnen. Sie haben mit der Frage auseinandergesetzt, was ist gut und was nicht. Jesus erklärte, dass es nicht äußere Dinge sind, sondern die Herzenshaltung. Jesus sucht immer wieder die Ruhe und das Gespräch mit Gott. Jetzt bestürmt sie eine Frau mit ihrem Anliegen. Die Jünger nervt das und sie drängen Jesus, dass er sie abstellt. Zwei Reaktionen können kommen: ''Schick sie weg“ oder „Hilf ihr endlich, damit Ruhe ist!“ Jesus winkt ab. Er sagt:„Nein, das ist jetzt nicht meine Aufgabe.“ Die Jünger und die Frau haben diese Antwort nicht erwartet. Das passt nicht in unser Jesus-Bild. Jesus lässt sich in kein Schema pressen. Er überrascht immer wieder. Das führt dazu, dass es immer wieder zu Situationen, zu Fragen und Antworten kommt, die wir ihn nicht verstehen und wo wir neu lernen müssen. Das ist nicht einfach zu akzeptieren, aber es führt dazu, dass wir wach bleiben und nicht der Versuchung erliegen zu meinen, wir wissen ja sowieso, was Jesus will. Wir sollen immer wieder fragen: „Jesus, was ist dein Wille, was ist von dir her jetzt dran?“ Mit Jesus unterwegs sein heißt: Immer wieder überrascht werden. Das können schmerzliche Erfahrungen, aber auch freudige Überraschungen sein. Jesus überrascht alle mit dem Hinweis, dass zuerst einmal zu den Kindern Israels. „Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden.“ Es ist im ersten Moment eine Absage an die kanaanäische Frau.
Das Volk Israel ist bis heute aktuell. Es gibt kaum einen Tag, an dem nicht etwas über die Ereignisse in Israel in den Medien ist. Israel ist das Volk Gottes. Wer sich gegen Israel stellt, stellt sich gegen Gott. Jesus unterstreicht hier die besondere Stellung Israels in der Völkergemeinschaft. Dabei geht es um das Beispielhafte, so wie ein Lehrer im Turnen einen Schüler herauspickt, um mit diesem vorzuzeigen: ''Schaut, so ist es gemeint!'' Das heißt nicht, dass alles, was Israel tut gut ist. Im Gegenteil. In der Bibel fällt auf, dass Israel unter einer besonderen Verheißung steht und mit einem besonderen Maßstab gemessen wird. Das Alte Testament ist voll Mahnungen und Drohungen, weil das Volk Israel sich oft nicht um das gekümmert hat, was von Gott vorgegeben ist. Manchmal bediente sich Gott umliegender Völker, um die Israeliten wieder durch zu schütteln. Bei Jesus klingt auch diese Kritik an. Er bezeichnet sie als verlorene Schafe. Jetzt ist es die Aufgabe von Jesus im Volk Israel zu zeigen, was Gott vorhat, warum er in unsere Welt gekommen ist. Der Hinweis von Jesus gilt für alle Zeiten. Jesus selber gab später den Auftrag die gute Nachricht allen Menschen zu bringen.
Fortsetzung morgen...