Theatralisches Reden und entsprechende Gesten sind nicht immer willkommen. Oft stoßen sie einen auch ab und lassen beim Gegenüber den Eindruck entstehen, daß da jemand meint, wenn er große Reden schwingt und mit Händen und Füßen sich artikuliert, dann wird das Gesagte glaubwürdiger und erscheint wichtiger. Die Theatralik (lat. theatralis) zeigt ein übertriebenes schauspielerisches Wesen, eine gewisse Gespreiztheit, also ein in die Länge gezogenes Anliegen. Es geht um Manipulation - egal ob man das bewusst oder unbewusst macht. Wenn Jesus uns auffordert, unsere Reden auf das Wesentliche zu beschränken, dann sicherlich auch in dem Wissen, daß dadurch so manche Ungereimtheiten, Übertreibungen, Ungerechtigkeiten, Oberflächlichkeiten und Lügen vermieden werden können. Auch im Gebet wird diese Ansicht Gottes deutlich wie wir in Matthäus 6,7 lesen: ''Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen''. Auch im Gebet kann man sich mit vielen Worten theatralisch an Gott wenden. Ob so ein Gebet dann auch ''stärker'' ist und eher Erhörung findet, als ein stilles, bescheidenes Gebet bleibt fraglich. Die Lautstärke, die Dauer oder die Theatralik sind nicht entscheidend, sondern das Herz und die Einstellung und der Glaube. Es ist nicht gemeint, daß man zu Gott nicht schreien könnte, so wie Samuel schrieb: ''Als mir angst war, rief ich den HERRN an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren'' (2. Samuel 22,7).
Wenn wir das Bedürfnis haben zu Gott zu rufen und auch zu schreien (im Glauben) dann kann das sicherlich nie verkehrt sein, wie wir auch bei Matthäus 12, 34-35 lesen: ''Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze des Herzens Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus seinem
bösen Schatze Böses hervor''. Wer nur wert auf seine Theatralik legt weil er weiß, daß er damit punkten kann und sich manche Menschen davon beeindrucken lassen, der bringt nichts Gutes hervor. Vor Gott brauchen wir kein übertriebenes schauspielerisches Verhalten - ER kennt uns besser als wir selbst. Und Gott versteht uns schon bevor wir überhaupt etwas sagen. Der Heilige Geist vertritt uns mit ''unaussprechlichem Seufzen'' wenn wir manchmal nicht wissen, was wir beten sollen und nach Worten ringen und sie nicht finden (Römer 8,26). Gott kann mit Schauspielern nichts anfangen. Nichts gegen den Berufsstand, aber wer sich anders verhält als er ist um andere Menschen zu manipulieren und um ihnen etwas vorzuspielen, der handelt falsch und böse. Ehrlichkeit ist auch eine Frage des Redens. Und wie man redet, so sieht es meist auch im Herzen aus, denn was in uns ist, kommt auch irgendwann heraus. Das liegt auch in unserer Verantwortung und es gilt: ''Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt'' (Kolosser 4,6).